Großes Interesse beim Diabetestag

Geschrieben am 26. Mai 2016

Greifswald. Eine bunte Schar Zuhörer strömte am Samstagvormittag (30. April 2016) in den Hörsaal Nord der Unimedizin Greifswald: Kinder, Jugendliche, Eltern, Großeltern und andere Interessierte. Der erste Diabetestag, organisiert von Diabetesspezialisten der Unimedizin Greifswald und des Klinikums Karlsburg, fand großen Zuspruch.

Anke Schliereke war mit ihrer 13-jährigen Tochter Josie und den Großeltern aus Grimmen angereist. „Als wir vor 12 Jahren für Josie die Diagnose Diabetes erhielten, war das ein Schock“, erinnerte sich Anke Schliereke. Inzwischen habe die gesamte Familie gelernt, mit der chronischen Erkrankung umzugehen. Zur Veranstaltung waren sie gekommen, um sich über die neueste Diabetes-Technik zu informieren und mit anderen Betroffenen in Erfahrungsaustausch zu treten.

Rund 25.000 Kinder leiden in Deutschland unter Typ-1-Diabetes. Die Zahl der Menschen mit dieser Autoimmunerkrankung, bei der der Körper das Hormon Insulin nicht mehr produziert, steigt ständig an, ohne dass die Wissenschaft dafür eine Erklärung hätte, sagte Dr. Carmen Schröder von der Unimedizin Greifswald. Kinder und Jugendliche, die von Typ-1-Diabetes betroffen sind, müssen ein Leben lang ihrem Körper Insulin zuführen. Schröder betonte, dass ein gut eingestellter normnaher Blutzucker bei Kindern und Jugendlichen sehr wichtig ist, um ihnen für die Zukunft eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen. In ihrem Vortrag erläuterte sie, welche Auswirkungen Stress und Bewegung auf den Blutzucker besitzen.

Vor dem Hörsaal waren zahlreiche Informationsstände aufgebaut, die Wissenswertes über Ernährung und Therapietechnik vermittelten. Für Kinder gab es lehrreiche und zugleich unterhaltende Mitmachaktionen. „Packe in die Brotdose, was Dir bei einer Unterzuckerung hilft“, forderte Diätassistentin Anne Kmetec vom Klinikum Karlsburg den 9-jährigen Jonas Steinhöfel aus der Nähe von Grimmen auf. Schnell hatte der Junge, der seit vier Jahren eine Diabetespumpe trägt, Traubenzucker, Schokoriegel und ein süßes Getränk in der Dose zum Mitnehmen verstaut. Mutter Adriane Steinhöfel ist sehr zufrieden, wie er die Erkrankung meistert. Sie würde sich allerdings wünschen, wenn in Kindereinrichtungen, Schulen und Sportvereinen mehr Verständnis für Diabeteskinder aufgebracht und mehr Verantwortung übernommen würde. Kinder mit Diabetes sollten ganz normal am Leben teilnehmen können, sagte sie. Derzeit seien Eltern oft auf sich allein gestellt oder müssten Pflegedienste beschäftigen.

Auf dem Vorplatz des Klinikgebäudes lud am Samstag ein Parkour die Kinder zum Sporttreiben ein. Josef (10) und seine Schwester Luise (7) liefen zunächst ein paar Runden um bunte Kegel und bewiesen im Anschluss ihre Geschicklichkeit mit Bällen. „Josef hat erst seit zwei Monaten Diabetes“ erzählten die Eltern Cathleen und Michael Scharf aus Greifswald. Sie seien von der Erkrankung vollkommen überrascht worden. Plötzlich habe ihr Sohn ständig riesigen Durst verspürt und nachts mehrfach die Toilette aufsuchen müssen. Die Eltern hatten an eine Unterkühlung gedacht und waren zum Arzt gegangen. Mit der Diagnose Diabetes hatten sie nicht gerechnet. Nun nutzten sie den Tag, um sich mit anderen Eltern und Diabetesspezialisten zu unterhalten. Jeanette Denz, deren Sohn Marvin seit 1,5 Jahren Diabetes hat, erklärte Familie Scharf die neueste Sensortechnik „Freestyle Libre“, mit der sich die vielen Blutzuckermessungen vermeiden lassen. Besonders für sportbegeisterte Kinder sei das ideal, meinte die Greifswalderin Denz.

Der Karlsburger Sporttherapeut Manfred Kohs lobte Jonas Scharf, der gekonnt mit dem Ball jonglierte. Vielleicht wird er ihn bald wiedersehen, denn Jonas hat sich für den Sommerferienkurs im Klinikum Karlsburg angemeldet. Für Kinder und Jugendliche eine gute Gelegenheit, um bei Sport und Spiel ihr Wissen um Diabetes zu vertiefen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Zahlreiche Teilnehmer des ersten Diabetestages bedankten sich bei den Karlsburger und Greifswalder Veranstaltern, sie würden sich über eine Fortsetzung freuen.